Der Plan war Sousse

Wir wollten das Wochenende nutzen, um Tunesien noch ein bisschen besser kennen zu lernen. Der Plan war nach ‚Sousse’ zu fahren. Also suchten wir uns letzte Woche eine Unterkunft über Airbnb. Das Apartment für ca. 40 Euro für uns beide hörte sich schon sehr geil an: 6 Pools, direkt am Meer und die Sauna durfte man auch benutzen. Gelesen, gebucht. Ein bisschen Luxus darf man sich nach der ganzen harten Arbeit ja auch mal gönnen.

Am Samstagmorgen ging es dann los. Wir entschieden uns anstatt mit den pünktlichen und komfortablen Zug mit dem Bus zu fahren. Als wir letzte Woche die Menschen hier in Sfax nach dem Busbahnhof gefragt haben, guckten sie uns nur komisch an und meinten, wir sollten doch den Zug nehmen. Aber wir blieben dabei. Wie diese eine Werbung so schön sagt, „manche Menschen sind mit dem Abenteurer-Gen geboren“. Am Busbahnhof angekommen, holten wir und unsere Fahrkarten und fragten nochmal, ob der Bus wirklich um 10.30 Uhr kommt. Die Antwort des Verkäufers „ […] naja so zwischen 10.30 und 11.00 Uhr kommt der Bus […]“ lies schon nichts Gutes erahnen. Der Bus war dann um 11.45 Uhr da und die Reise konnte losgehen. Nach ca. 2,5 Stunden kamen wir dann in ‚Sousse’ an. Unsere Reise war jedoch noch nicht ganz beendet. Wir suchten uns ein Taxi, um dann zu unserer gebuchten Wohnung zu gelangen. Nach einer kurzen Diskussion zwischen 5 Taxifahrern auf Arabisch, Französisch und Deutsch, wussten sie dann auch endlich wo wir hin mussten und waren auch bereit mit Taxermeter zu fahren. Der Taxifahrer fuhr und fuhr und fuhr. Irgendwann lag ‚Sousse’ hinter uns, doch der Taxifahrer fuhr weiter. Irgendwann fragten wir Ihn nochmal, ob wir wirklich richtig sind. Nach ca. 15 Minuten erreichten wir uns dann unser Ziel. Der erste Schritt in diesem Komplex entschädigte für alle Anstrengungen des bisherigen Tages. Die Bilder und die Beschreibung auf Airbnb haben nicht gelogen. Es handelte sich wirklich um ein 5 Sterne Apartment-Komplex. Zunächst wurde uns unser Zimmer gezeigt. So kann man also auch in Tunesien leben. Es gab sogar eine Waschmaschine. Als wir feststellten, dass wir auf der Odyssee hierher unser Essen verloren hatten, beschlossen wir uns in der Pizzeria niederzulassen. Während wir in der Sonne saßen und erst einmal richtig ankamen, bemerkten wir, dass wir nahezu die einzigen Gäste in diesem riesigen Apartment-Komplex waren. Die Pools und das Restaurant waren komplett leer, der integrierte Supermarkt war noch geschlossen und auf den zahlreichen Liegen sonnten sich 4 Menschen. In dieser vollkommenden Leere bestellten wir uns eine Pizza Margherita zum Teilen, Steffi noch ein Omelett dazu und ich noch ein Sandwich. Für umgerechnet 15 Euro bekamen wir schließlich drei komplette Hauptgänge. Zu Steffis Omelett gab es noch Pommes und Salat und mein Sandwich stellte sich als zusammengeklappte und gefüllte Pizza heraus, wozu es auch noch Pommes gab. Dazu gab es einen wunderbaren frisch gepressten Orangensaft, der auch ohne Zucker, zuckersüß schmeckte. Wir aßen bis wir fast platzten und freuten uns, dass wir gleich was zum Mittag für den nächsten Tag hatten. Da der Wind am Meer ziemlich eisig war, mussten wir danach in Zimmer eine heiße Dusche nehmen.

Komplex1

Komplex 2

Komplex 3

Frisch aufgewärmt sollte der Abend jedoch nicht nur auf dem Zimmer verbracht werden. Also raus an den Strand und ein Abendspaziergang. Unsere Gabe hier in Tunesien ist es, einsame und versteckte Orte zu finden. Neben uns waren nur ein paar Fischer am Strand. Am Himmel ereignete sich – wie an so vielen Abenden hier in Tunesien – ein wahres Schauspiel. Die Farben wechselten von Orange über Rot bis hin zu Lila und lies für einen kurzen Moment die erbitterliche Kälte vergessen, sodass wir sogar kurz Platz nahmen und den Abend gemütlich ausklingen ließen.

Fischer

Himmel 2

Himmel 1

Himmel 3

Nach ungefähr 10 Stunden Schlaf mit dicken Socken, langem T-Shirt, Strickjacke und einer dicken Wolldecke über uns, lachte uns die Sonne schon ins Gesicht. All die Kälte war vergessen und wir aßen unser Frühstück in der Sonne auf dem Balkon.

Frühstück

Danach entschlossen wir uns ein Ort weiter nach ‚El Kantaoui’ zu fahren. ‚El Kantaoui’ war mal ein kleines Fischerörtchen bis eine Besiedlung durch Touristen stattgefunden hat und jetzt ein Nevada für jegliches ‚All-inklusive’-Touristenherz beherbergt. Neben sämtlichen allseits bekannten Shops, kann man jegliche Art von Boot fahren, einen Adler auf den Arm nehmen und natürlich Kamel reiten. Für uns nun fast schon ‚Sfaxianer’ war das ein Kulturshock. Es lag kein Müll auf der Straße und überall wurde man in Deutsch angesprochen.

Kantaoui 1

Kantaoui 2

Nach einem kurzen Hick-Hack um die Rückgabe des Schlüssels landeten wir wieder in unserem luxuriösen Domizil. Wir genossen die Sonne bis Firas anrief und meinte, er könne uns mitnehmen. In seiner tunesischen Gastfreundlichkeit holte er uns dann auch gleich vom Apartment ab und fuhr mit uns nach ‚Sousse’. Endlich waren wir in der Stadt angekommen, in die wir eigentlich wollten. Nur leider war Firas nicht an Sightseeing interessiert. Wir guckten uns das teuerste Hotel in Tunesien an. Was sehr beeindruckend war, aber – wie im Moment fast überall wo wir eintrafen – sehr leer. Eigentlich schade, denn neben den gastfreundlichen Menschen hat Tunesien auch wunderschöne Strände zu bieten.

Da Firas Hunger bekam gingen wir noch in ein Steakhouse und dann begann der Roadtrip nach Hause entlang der modernen Autobahn inklusive Maut.

Wir Strand

Essen

Auto

Letztendlich haben wir kein bisschen von der Stadt ‚Sousse’ gesehen. Trotzdem war es ein wundervolles Wochenende mit vielen neuen Eindrücken – vor allem über das touristische Tunesien. Manchmal verläuft der Plan anders als man dachte und entdeckt dadurch Dinge, die man sonst nie gesehen hätte.