Eine Woche in Sfax ohne jegliche Freunde, ohne neue Bekanntschaften und vor allem in einer Stadt, die ab 20 Uhr tot ist, kann es – trotz der netten Gesellschaft durch Steffi – schon etwas eintönig werden. Über die ganze Woche haben wir Kontakt zu Emira (die uns vom Bahnhof abgeholt hat) gehalten, jedoch kam es nie zu einem weiteren Treffen. Am Sonntagvormittag kam dann eine Einladung von ihr zum Mittagessen in Ihrem Haus. Die Vorfreude auf diesen Mittag stieg schon am Morgen ins Unermessliche. Endlich mal was typisch tunesisches Essen. Endlich mal die Kultur der Tunesier kennenlernen. Um 1 Uhr wurden wir von ihr und ihrem Bruder abgeholt und zu dem Elternhaus gefahren. In Tunesien ist es typisch, dass man bis man verheiratet ist bei seinen Eltern wohnt. Unter diesem Dach wohnen Emira und ihr Bruder, die beiden Eltern und die Mutter der Mutter, die nicht mehr laufen kann und man sich daher um sie kümmert.
Als wir ankamen wurden wir zunächst ins Wohnzimmer geführt und bekamen einen Saft aus Kiwi und tunesische Süßigkeiten angeboten. Alles beides war sehr süß, aber sehr lecker. Anschließend versuchten wir ein bisschen Small Talk mit dem Bruder, der sein Englisch aus der Schule leider schon wieder vergessen hatte. Sowie wir unser Französisch. Mit Händen und Füßen ging es jedoch und wir haben uns den kleinen Garten, den Hund und die Katzenbabys angeguckt.
Zum anschließenden Mittag gab es Cous Cous mit Zucchini, Möhren, Rindfleisch und Kichererbsen. Außerdem gab es einen Gurken-Tomatensalat und eine Stück einer Eiertorte für jeden. Nach dem Salat und der Eiertorte war ich eigentlich schon satt, jedoch wartete mit dem Cous Cous noch das Leibgericht der Tunesier auf mich. Es war wirklich unglaublich lecker. Für den deutschen Geschmack vielleicht ein bisschen zu scharf, aber das Gemüse hier hat eine ganz andere Qualität als in Deutschland und schmeckt wirklich nach dem was es auch ist. Nach einem halben Teller Cous Cous dachte ich, ich implodiere. Zwischendurch erkundigte sich Emira immer, ob es uns denn wirklich schmeckt. Wir versuchten ihr in unzähligen Malen klar zu machen, dass es vorzüglich ist. Ich weiß jedoch nicht, ob wir sie wirklich überzeugen konnten.
Auch die Mama fragte, ob es uns denn schmeckt oder warum wir denn nicht den ganzen Teller essen würde. Es war wirklich köstlich, jedoch war es unmöglich, diese Portion zu schaffen.
Anschließend wurden wir wieder ins Wohnzimmer geführt und haben uns mit Emira und ihrer Mutter über die unterschiedlichen Traditionen unterhalten. Erstaunlicherweise konnte die Mutter sogar ein paar Brocken Englisch. Den Rest hat Emira dann übersetzt. Es ist schön zu erkennen, dass trotz der stark unterschiedlichen Traditionen Mädels in bestimmten Dingen, wie z.B. Liebeskummer, gleich sind.
Zur Verdauung gab es dann noch einen süßen Tee und anschließend eine zuckersüße Orange, die man niemals so in Deutschland finden würde.
Anschließend führen wir mit dem Bruder, einem Freund vom ihm und Emira in ein Kaffee. Das war wirklich super modern und hieß VIP. Im Hintergrund lief Candy Shop und anderer anzüglicher HipHop. Emira erläuterte uns, dass die meisten einfach nicht verstehen, was die singen und daher die Musik trotzdem mögen.
Es war echt ein super Mittag bis Nachmittag. In dem ich viel über die Tradition und die Kultur der Tunesier und Muslime gelernt und erfahren habe und vor allem habe ich endlich typisch tunesisches Essen gegessen.